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Gründung und Aufstieg der Geyer-Werke (1911-1928)

 

Von der Gefährlichkeit des Umgangs mit dem leicht brennbaren und gelegentlich sich selbst entzündenden Nitrofilm kann man sich heute nur noch schwer einen Begriff machen.

Am 17. September 1917 brach in der Filmfabrik ein Großfeuer aus: „Im Tresorraum hatten sich Teile der dort lagernden Negative entzündet. Ein starkes Geräusch, verursacht von den aus dem Ventilatorschacht strömenden Gasen, rief gegen halb drei Uhr nachmittags allgemeine Aufregung hervor und schon nach wenigen Sekunden schlug eine gewaltige Stichflamme aus dem vom Gasdruck zersprengten Tresor im Hof empor.

Im Nu hatte das Feuer sämtliche Etagen des Hauses ergriffen. Der Belegschaft – zum größten Teil Frauen – bemächtigte sich eine Panik, da jeder wußte, daß im Hause größere Zelluloidmengen lagerten. In der allgemeinen Kopflosigkeit schwangen sich viele auf Fensterbrüstungen, selbst der oberen Etagen, hinaus, und nur den energischen Zurufen des Herrn Geyer (...) gelang es, den größten Teil der Unbesonnenen von dem Abspringen abzuhalten. Aus der ersten Etage hatten sich jedoch einige weibliche Angestellte und Arbeiterinnen (...) in ihrer Angst herabgestürzt, so daß leider einige von ihnen mehr oder minder schwere Verletzungen davontrugen.“24 Die Verletzten wurden mit „Nervenzerrüttung, Quetschungen und anderen Verletzungen“ ins Neuköllner Krankenhaus gebracht, „ebenso weitere weibliche Angestellte, die von der Feuerwehr mit mechanischen Drehleitern aus dem Dachgeschoß heruntergeholt wurden. ...

In der Film-Stahlkammer, die völlig ausbrannte, befanden sich erhebliche Filmbestände der May-, Decla-, Oswald-Film-Gesellschaft sowie der

Frankfurter Film Co. Von der Projektions A.-G. ‚Union‘ verbrannten ... 31 Negative der früheren Saisons, darunter der Wegener-Film "Der Yoghi".25

 

Das Unglück brachte eine Reihe von Prozessen mit geschädigten Produzenten und auf Jahre den Verlust des Versicherungsschutzes.

Die Erfahrung dieses Brandes führte zu einer Abänderung der polizeilichen Vorschriften über Zelluloidlagerung26 und zur Entwicklung feuersicherer Filmschränke, die Geyer im Juni 1918 zum Patent anmeldete.