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Gründung und Aufstieg der Geyer-Werke (1911-1928)

 

„Im November 1916 gelang es Herrn Geyer, der inzwischen als Spezialkonstrukteur

(...) zur Luftbildabteilung der Flieger versetzt wurde, für die bis dahin zur Bedeutungslosigkeit verurteilt gewesene Mechanische Werkstatt größere Heeresaufträge zu beschaffen, mit denen später seine Abkommandierung von seiner militärischen Dienststelle in die eigene Fabrik verknüpft war.“19

Bei diesen Aufträgen handelte es sich um Konstruktionen und Serienbau von
24x30-Fliegerkameras für die Luftwaffe sowie sogenannte Reihenbildner, die ebenfalls der Luftaufklärung dienten. Die Reihenbildner gingen auf eine Konstruktion Oskar Messters zurück, der als Filmsachverständiger beim Generalstab arbeitete und sich auch mit der damals neuen Technik des Luftbildes befasste. „Was ihm vorschwebte, war eine Kamera, die, fest im Flugzeug eingebaut, alle Arbeitsgänge vollautomatisch erledigte und ein lückenloses, kartenähnliches Bild des überflogenen Geländes lieferte.“20

„Die Aufnahmen erfolgten auf Normalkinofilm ohne Perforation. Das Laufwerk schaltete ähnlich wie in der Kamera Bild für Bild periodisch weiter, und zwar quer zur Flugrichtung um jeweils 24 cm. Der Antrieb erfolgte durch einen kleinen Luftpropeller. Die schmalen Bildstreifen ergaben, mit ihrer Längsseite passend aneinandergeklebt, ein lückenloses Bild des überflogenen Geländes.“21

 

Der Erfolg von Nachbau und Weiterentwicklung des Messterschen Apparates sowie eines Schnelldruckers für die Vervielfältigung der 24x30-Luftbilder führte zu einer bedeutenden Ausweitung der mechanischen Werkstatt, die bisher fast ausschließlich Geräte für den eigenen Bedarf hergestellt hatte.

Ende 1917 arbeiteten etwa zwanzig Beschäftigte im Apparatebau für fremde Rechnung, und am 2. Januar 1918 wurde die Werkstatt als Karl Geyer Maschinen- und Apparatebau GmbH von der Filmfabrik abgetrennt. Noch im Mai 1918 wurde auf das Dach der Fabrik ein Holzhäuschen aufgesetzt, von dem aus Probeaufnahmen mit der Fliegerkamera gemacht werden konnten.22

 

Die Firma florierte aber nicht nur durch militärische Aufträge. Die Filmfabrik profitierte vom Interesse des Publikums an den Kriegsereignissen, die über das neue Medium Wochenschau in die Kinos gebracht wurden. Der Bedarf an Filmen und Aktualitäten stieg ständig und sorgte für volle Auftragsbücher. Andererseits war jedoch das Auslandsgeschäft zum Erliegen gekommen, Rohfilm wurde ständig teurer und ab August 1916 ebenso wie die benötigten Chemikalien kontigentiert. „Die Zustände unter der Zwangswirtschaft wurden immer unerträglicher, und jeder sehnte das Ende des Krieges und die Wiederkehr normaler Arbeits- und Lebensverhältnisse herbei.“23