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Gründung und Aufstieg der Geyer-Werke (1911-1928)

 

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrach zunächst die Arbeit in der neuen Fabrik, die hier verklärend als ein Ort der Erziehung und nicht des harten Broterwerbs geschildert erscheint. „Alle Aufträge wurden annulliert, Zahlungen stockten, niemand vermochte zu übersehen, welche Verluste zu erwarten waren. ...

Im August 1914 wurden lediglich die noch im Juli angefangenen halbfertigen Bilder fertiggestellt und im übrigen die nicht zum Heeresdienst einberufenen Arbeiter mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt.“14 Einige Wochen lag der Betrieb völlig still. Der Einbruch des Geschäfts war vermutlich durch die bei Kriegsbeginn verfügte Schließung aller Kinos verursacht worden, die allerdings bald wieder aufgehoben wurde.

Die Branche organisierte sich rasch neu, nachdem die marktbeherrschenden französischen Filmfirmen über Nacht ihre Tätigkeit in Deutschland hatten einstellen müssen.15 Für den einberufenen Karl August Geyer übernahm seine Frau Frieda Geyer die Leitung des Betriebes, der bald neue Aufträge bekam.

Im September 1914 lag die Kopierleistung noch bei nur 15.900 Metern, im Oktober dagegen bereits wieder bei 121.600 Metern. „Das Ende des Jahres 1914 sah bereits die Firma soweit erholt, daß die Krise als überwunden gelten konnte. Es waren am 1. Dezember 1914 wieder ca. 50 Personen tätig, die Beschäftigung war gut, die Eingänge ließen sich befriedigend an.“16

 

Problematisch war und blieb bis Kriegsende die „Beschaffung und Erhaltung geeigneten Arbeitspersonals. Die alten erprobten Leute waren zum großen Teil eingezogen, neue Leute jedoch schwer erhältlich, weil zu jener Zeit die Rüstungsindustrie einen gewaltigen Aufschwung nahm, und hatten vielfach, kaum mit dem Betrieb vertraut, schon wieder ihre Einziehung zu gewärtigen.“17

Wie in anderen Industriezweigen wurden nun Frauen für die freiwerdenden Arbeitsplätze angelernt.

1915 knüpfte die Firma neue Geschäftsbeziehungen an: zur Projektions- Aktiengesellschaft „Union“ (PAGU), einem der bedeutendsten deutschen Filmkonzerne, zur May-Film-GmbH und zur Berliner Film-Manufaktur. Der bisherige Name „Kino-Kopier-Gesellschaft“ wurde geändert in „Karl Geyer- Filmfabrik GmbH“. „Schon lange war der alte Name als zu unpersönlich empfunden worden, und in der Branche hatte sich als Abkürzung mehr und mehr die Bezeichnung ‚Geyer‘ eingebürgert.“18