logo

logo

Gründung und Aufstieg der Geyer-Werke (1911-1928)

Der Filmfabrik in der Harzer Straße ging es gut. Von 1918 auf 1919 steigerte sich der Ausgang an bearbeitetem Positivmaterial um fast ein Viertel, von 4.153.000 Meter auf 5.102.000 Meter, mit weiter steigender Tendenz in den folgenden Jahren.

1919 konnte Karl August Geyer mit seiner Familie ein feudales Landhaus am Zeuthener See beziehen, das der Schweizer Architekt Otto Rudolf Salvisberg für ihn entworfen hatte. Im August 1920 wurde in München ein Zweigwerk gegründet34, 1921 eine Filiale zur Negativentwicklung und Musterkopierung in Berlin-Johannisthal, wo auf dem ehemaligen Flugplatz Filmstudios eingerichtet worden waren.

Das zehnjährige Jubiläum der Firma wurde 1921 festlich begangen, die Belegschaft „durch eine Extraentlohnung erfreut“: „Für jeden Arbeitnehmer nach zehnjähriger Tätigkeit eine Gratifikation eines Vierteljahresverdienstes ... Auch wurde die Gewährung einer Dienstalterszulage ausgesprochen, die von Jahr zu Jahr einen gewissen Prozentteil des Lohns beträgt, und bis zum zehnten Jahr sich auf zehn Prozent des Einkommens steigert.“35

 

 

Ab 1922 stellt Geyer von der Bottich- auf Maschinenentwicklung um. Die von Geyer selbst entwickelten Maschinen ziehen den Film von einer Rolle ab (links im Bild), das Material wird mit konstantem Zug durch die Bäder geführt (Dunkelbereich) und im Hellbereich in einem Trockenschrank getrocknet, danach spult es sich selbsttätig wieder auf (im Bild rechts). Die Entwicklungszeit kann durch die Maschinengeschwindigkeit bedingt gesteuert werden. Oben im Bild: Behältnisse für die Zuführung und Regenerierung der Chemikalien, die an eine Mischanlage im Keller des Gebäudes angeschlossen sind.
Ein anderer Blick auf den Dunkelbereich der Entwicklungsmaschine.
Der zentral gelegene Mischraum für die Chemikalien; Pumpleitungen stellen die Verbindung mit den Entwicklungsmaschinen her.
Der Hellbereich der Entwicklungsmaschine. Hier wird in regelmäßigen Abständen der fertige Film von der Rolle genommen und verpackt.

 

1922 wurde der Betrieb technisch völlig umgestaltet.

Die Entwicklung mit Rahmen und Bottich wurde für die Negative noch einige Jahre beibehalten, die Positiventwicklung aber, in der die großen Metermengen anfallen und die für ein Kopierwerk das eigentliche Geschäft darstellen, wurde nun Maschinen anvertraut. Diese funktionierten nach einem einleuchtend einfachen Prinzip, das im Grunde bis heute unverändert geblieben ist: Der zu entwickelnde Film wird mit konstantem Zug nacheinander durch die verschiedenen, zur Bearbeitung notwendigen Bäder gezogen, durchläuft anschließend einen Trockenschrank und spult sich am Ende des Arbeitsgangs wieder auf.

Veränderungen der Entwicklungszeit können durch Änderung der Durchlaufgeschwindigkeit oder durch Verlängern oder Verkürzen der in den Bädern umlaufenden Filmstreifen erreicht werden.

 

Ebenfalls automatisiert wurden die Kopiermaschinen durch Kombination mit einem „selbständigen Umschalter für die Helligkeit des zum Kopieren benutzten Lichtes. Bei Negativen, welche sich aus einzelnen Teilen verschiedener Dichte zusammensetzen, und bei denen infolgedessen die Stärke des Kopierlichtes gewechselt werden muß, werden an den entsprechenden Stellen kleine Einschnitte in den Rand gemacht. Diese lösen den Lichtschaltautomaten aus. ... Dadurch wird das Kopierlicht selbsttätig geändert.“36

Vorbereitet wurde auch die Konstruktion einer Färbemaschine, die den letzten, noch verbliebenen rein manuellen Arbeitsgang ablösen sollte. „Früher wurden die Filme doch auch gefärbt. Ein Boudoir wurde rosa gefärbt, Außenlandschaften grün und Nacht blau. Da waren die großen Entwicklungsmaschinen, und danach kamen die Filme in große Bottiche, in denen sie gefärbt wurden. Das mußten die Männer machen, das war zwar keine schwere Arbeit, aber sie mußten ja die Balance halten, damit die das reinkriegten.“37