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Gründung und Aufstieg der Geyer-Werke (1911-1928)

Geyer-Kopiermaschine Typ 4, 1924: mit einer Nachwicklung, einer Vorrichtung zum Wiederaufrollen des Films und automatischer Lichtsteuerung. Die Lichtbestimmung für die verschiedenen Szenen wird in einem Papierband codiert und von einem Lichtsteuergerät abgetastet (links). Nun können ganze Akte mit verschiedenen Kopierlichtern bearbeitet werden, das mühselige Vorsortieren, Kopieren in Einzelteilen und Zusammensetzen entfällt.
Die Manufakturarbeit der Frühzeit weicht der industriellen, weitgehend automatisierten Herstellung der Filmkopie.
Das Abttastgerät für die Lichtsteuerung. Das Prinzip ähnelt dem von Musikautomaten, die von Lochstreifen gesteuert werden.
Dunkelkammer mit automatischen Kopiermaschinen: Jede Maschine läuft autark. Eine Arbeiterin kann vier Maschinen parallel bedienen. In der Wand die Lichtschleuse, durch die Material herein- und herausgereicht werden kann.

 

Die maschinelle, automatische Filmbearbeitung brachte einen wesentlichen Vorteil: Die Filme konnten jetzt, anders als bisher, im Stück (das heißt, in der Regel rollenweise) bearbeitet werden und brauchten nach der Entwicklung nur noch geprüft und verpackt zu werden.

Das umständliche Zusammenkleben jeder Filmkopie aus den durch die Rahmenentwicklung bedingten Einzelteilen entfiel, und damit ein zeitraubender Arbeitsgang, bei dem leicht Fehler und Verwechslungen unterlaufen konnten. Die neue Produktionsmethode stieß in der Branche anfänglich auf Skepsis. „Es dauerte gar nicht lange, da erschienen in den Fachzeitschriften Konkurrenzanzeigen mit dem Hinweis: ‚Nur individuelle Handarbeit biete erste Qualität!‘“, berichtete Karl Geyer 1959. „In der Zeit kam Harry Piel, der dauernd bei mir arbeiten ließ, und sagte, er hätte gehört, daß ich mit Maschinen bearbeite. Er ließ mir sagen, er müsse mir untreu werden, wenn ich seine Filme mit Maschinen entwickeln würde. Ich habe diesen Film gerade mit der Maschine entwickelt und habe ihn dann, wie üblich, eingeladen zur ersten Kopie. ‚Nun will ich Sie mal auf etwas aufmerksam machen, rollen wir mal diese Rolle um – da sind nur noch drei Klebestellen drin.‘ – ‚Ja, wie haben Sie denn das gemacht?‘ – ‚Entgegen Ihrer Weisung habe ich diesen Film mit der Maschine bearbeitet.‘ Da war er natürlich etwas überrascht, aber sagte: ‚Nichts zu machen, einwandfrei.‘“38

 

Wie Harry Piel waren auch andere Aufraggeber bald von den Vorteilen der Maschinenarbeit überzeugt, die erneut eine erhebliche Steigerung der Kapazität brachte.

In täglich drei Arbeitsschichten konnten jetzt monatlich ca. 1.800.000 Meter Positiv entwickelt werden. Diese hohe Kapazität konnte flexibler als bisher eingesetzt und dem Auftragsaufkommen angepaßt werden. „Die Arbeitsbeschäftigung der Kopieranstalten ist – im Gegensatz zu anderen Betrieben der Filmindustrie – ziemlich konstant. ... Wo dennoch Über- oder Unterbeschäftigung entsteht, ist es durch größere oder geringere Anspannung der zahlreichen investierten Maschinen, verbunden mit Nachtschichten, leicht möglich, mit dem alten Arbeiterstamm auszukommen.“39