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Der geheimnisvolle Club und der "attentive spectator"

Von Klaus Kreimeier

 

 

Der geheimnisvolle Klub

 

Deutschland 1913. Regie: Joseph Delmont. Darsteller: Fred Sauer (Gerhard Bern), Ilse Bois (Ilse Verstraaten), Joseph Delmont (van Geldern). Produktion: Eiko-Film, Berlin. Erstaufführung: 18.11.1913, Berlin.

 

 

Schon in der ersten Einstellung geschieht etwas Ungewöhnliches. Die Kamera blickt aus einem Innenraum durch die Glasfläche eines großen geschlossenen Fensters auf eine Veranda, auf der zwei Personen sitzen. Eine zweite Glasfläche schiebt sich schnell von links ins Bild und vor das große Fenster; sie gehört zu einer Tür, die ein Mann, der nur im Anschnitt zu sehen ist, geöffnet hat, um seitlich nach draußen zu gehen und die Veranda zu betreten. Man sieht noch seinen Arm, der die Glastür schließt, dann verschwindet er kurz hinter der Umrahmung des Fensters und taucht sogleich auf der Veranda wieder auf, um die Dame des Hauses mit einem Handkuss zu begrüßen. Die ganze Aktion ist sehr kurz: bis zum Handkuss sind exakt vier Sekunden vergangen.

 

Film ist Bewegung, das ist ein Gemeinplatz von durchschlagender Simplizität. Es gibt die Bewegung der Objekte vor der Kamera, und es gibt die Bewegungsmanöver, die von der Kamera ausgeübt werden können und in den ersten beiden Jahrzehnten des Kinos noch sehr vorsichtig und gleichsam Zentimeter für Zentimeter der Technik abgerungen werden. Das ist ein mühsames Geschäft, und in vielen Filmen dieser Epoche kann man studieren, wie die Kameraleute ihrem Gerät beibringen, über ein Gelände, eine Hausfassade oder eine Ansammlung von Strohhüten „die Augen wandern zu lassen“.